Art/Science-Festivals „Schlechter Geschmack“

Ensemble für nicht gekonnte Musik mit seinem Programm „Flamingo in Aspik“ 
(mit dabei: Das Uni-Ensemble sans sens)

Flamingo in Aspik: Just wenn das Röhren des Hirsches verklungen ist und fromme Kinderhände anheben, sich in Erwartung des Weihnachtsfestes zum Wunschgebet zu falten, wird es höchste Zeit, sich zu erinnern, dass die Grenzlinie zwischen gutem und schlechtem Geschmack ein Kreis ohne Mitte ist, nicht unähnlich Onkel Sachers Tortenform. Angetrieben von wohligem Katzenschnurren dreht sich besagter Kreis um sich selbst und im Kanon, “once upon a time the world was round …”, Sie wissen schon. Im Übrigen darf an das mahnende Bonmot aus dem Umkreis des Frankfurter Kranzes erinnert werden, wonach zum Gelingen der Revolution am Feierabend eine Torte und nichtgekonnte Musik zwingend erforderlich sind.
 
Das Ensemble für nicht gekonnte Musik setzt bewusst Prozesse in Gang, die sich nicht kontrollieren lassen. Vorgängen, die üblicherweise in Konzerten als Störung oder Ablenkung wahrgenommen werden, gilt hier die ganze Aufmerksamkeit. Der Versuch, diese Prozesse dennoch nach musikalischen Gesichtspunkten zu strukturieren, ist natürlich zum Scheitern verurteilt, lässt jedoch überraschende Momente voller zarter Poesie, skurriler Komik und kammermusikalischer Intensität entstehen.

Ortrud Kegel // hans w. koch // Johannes Voit
 

Das Uni-Ensemble sans sens

Das jüngste Uni-Musik-Ensemble sans sens unter Leitung von Johannes Voit komplettiert den Abend mit dem Stück „Four6“ (1992) von John Cage. Das Werk zählt zu den legendären „Number Pieces“ des US-amerikanischen Komponisten und wurde „for any way of producing sounds“ geschrieben.

12. November 2022 | Bunker Ulmenwall