Soundtrips #67: Farida Amadou & Julien Desprez B, F
Foto: Juliane Schütz
02. März 2024 | Bunker Ulmenwall
Die belgisch-französischen Bass- und Gitarrenvirtuosen Farida Amadou & Julien Desprez sprechen nicht nur dieselbe Muttersprache, sie teilen auch die Sprache der kreativen Musik. Gleichzeitig könnten ihre vielseitigen künstlerischen Hintergründe nicht unterschiedlicher sein und reichen von Hip-Hop und Punk bis hin zu Avantgarde-Jazz und improvisierter Musik. Doch sobald sie auf der Bühne stehen, treten sie auf, als wären sie schon seit Jahren ein Duo. Nach ihrer ersten spontanen Begegnung im Jahr 2019 war schnell klar, dass dieses hochkarätige Noise-Outfit eine Fortsetzung finden muss. Et voilà! Machen Sie sich bereit für einen hyperdynamischen Overkill für neun Streicher und eine Heizplatte aus Effektpedalen, destilliert zu einer wunderschönen Wall of Sound, irgendwo zwischen Industrial, freier Formimprovisation & Drone. Genießen Sie das Klangerlebnis live, wenn Amadous knackige Basslinien und pulsierende Geräuschmuster mit dem stochastisch kreischenden Feuerwerk der Gitarre zu einem reinen Hörgenuss verschmelzen. Amadou/Desprez sind nicht die alltäglichen Freejazzer, sie spielen Musik für das 21. Jahrhundert. (Text von Louis Rastig)
Farida Amadou nähert sich dem Instrument E-Bass auf eine sehr eigene Art: Ein E-Bass in ihren Händen könnte weniger als konventionelles Instrument als vielmehr eine völlig frei interpretierbare Soundquelle betrachtet werden, aus der Farida mithilfe von Effektpedalen introvertierte bis brachiale Klangwelten entstehen lässt – immer wieder scheint bei Letzterem auch die Power ihrer Vergangenheit als Mitglied der Punkband Cocaine Piss durch. Nach ihrer Zeit als Bassistin bei der Band beschloss sie, sich auf ihre Solo-Improvisationspraxis zu konzentrieren und darüber hinaus die Zusammenarbeit mit Musiker:innen wie Steve Noble, Thurston Moore, Peter Brötzmann, Floris Vanhoof, Julien Desprez, Eve Risser, Mette Rasmussen und vielen mehr zu suchen.
Julien Desprez würgt aufs Respektloseste seine elektrische Gitarre, seine Sounds geleiten uns auf nachtschwarze Streifzüge durch verlassene Industrieanlagen. Er spielt auf seiner Stratocaster dann auch keine Akkorde und Melodieläufe, sondern nutzt die technischen Möglichkeiten elektronischen Instruments und aller seiner Efektgeräte voll aus. Das brummt, zirpt, pfeift und dröhnt und manchmal erinnert der extrem verzerrte Sound an den des Rock-Gitarristen Jimi Hendrix.