Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, Support: Brausepöter
Bild: Martin-Morris
02. Februar 2024 | Bunker Ulmenwall
Wir sagen mal so: Wir freuen uns n Arsch ab! Endlich wieder die Liga im Haus. Nachdem wir zuletzt – wegen der elenden Pandemie – das Konzert absagen mussten, jetzt die Gelegenheit die Musikgewordene Nonchalance im Bunker zu erleben.
Man kann es aber auch so formulieren:
Willkommen im Parallel-Universum der Popmusik! Hier ist alles etwas heller, etwas rauer und herzlicher. Hier geht es um zufriedene Esel und einen kameradschaftlichen Tritt in die Eier. Um ein geglücktes Leben in der Katastrophe. DIE LIGA DER GEWÖHNLICHEN GENTLEMEN bringt Mörder-Grooves, Barock-Pop und fordert eine Rehabilitierung für James Deans Beifahrer. Da ist eine Faszination für elegante Regelübertretung, ein gerechter Ekel vor einem Fetisch namens „Arbeitsmoral“. Das ist der Rhythmus, wo man mit sollte, wenn man aus dem Wochenende was machen will. Kunstvoll im Kristallisationspunkt von Soul, Pop und einer entspannten Kneipenschlägerei gehalten, gibt es auch zarte Momente und realistische Romanzen. DIE LIGA DER GEWÖHNLICHEN GENTLEMEN hat alles.
Entweder man liebt es oder man liebt es. Live wird es die neuen Kracher und die alten Hits geben. Karten am besten im VVK kaufen, ansonsten vermutlich: Langes Gesicht am Konzerttag.
Support: Brausepöter.
Tief in der Nacht, im Backstage, gemeinsam mit einige hartnäckigen Gästen, dem Sänger von Brausepöter Martin und dem charmanten Linus Volkmann, stolperte bereits der Gedanke aus unseren angeheiterten Hirnen, dass wir in all den Jahren noch nie mit Brausepöter zusammen gearbeitet haben, und dass Brausepöter auch noch nie im Bunker Ulmenwall gespielt haben. Nach einigen Nörtingern, und einer ordentlichen Exegese der Werke der Band Blinker Links, war die Idee geboren (Fragt nicht). Und während wir uns bei strömendem Regen am Ende des Abends umarmten und in diverse Taxen sprangen, stand der Entschluss bereits fest: Da muss was gehen!
So freuen wir uns n bisschen blöd dass Brausepöter jetzt die außergewöhnlichen Gentlemen supporten.
2019 veröffentlichten Brausepöter ihr letztes reguläres Album „Nerven geschädigt“. Das Punk-Zine FAZ überschrieb ihre Rezension mit „Die neue Brausepöter-Platte zeigt, was Punk heute heißt“. Für sie ist Brausepöter „eine deutsche Band, die leider zu gut war, um so berühmt zu werden wie Trio oder Die Toten Hosen. Auch Spiegel Online fand „Nerven geschädigt“ gut: „In ihrem radikalen Desinteresse an allem, was gerade so geht und erfolgversprechend wäre, wirkt die Musik von Brausepöter heute sogar um einiges konsequenter als damals.“
Im Dezember erscheint nun bei Tapete Records das verlorene 1979er Album „Keiner kann uns ab“. Ursprünglich sollte die Platte, ’79 mit einem Kassettenrecorder aufgenommen, bei ZickZack erscheinen, aber daraus wurde nichts. Ging das Tape auf dem Postweg verloren? Waren die Aufnahmen zu gut? Oder selbst für ZickZack zu radikal? Wir wissen es nicht.
Wäre „Keiner kann uns ab“ damals tatsächlich erschienen, wer weiß, vielleicht würde man das Album heute in einem Atemzug mit „Monarchie und Alltag“, „Amok Koma“ oder dem Debüt von Slime nennen. Vielleicht aber auch nicht, denn der Brausepöter-Sound ist zu eigen, zu baufällig, zu DIY – näher an den Television Personalities, näher an The Fall oder näher an den frühen Mekons als an den ganzen Punk Rock-Bands. Brausepöter sind eben „indie punk in the purest John Peel sense“.