bIld: HJ Kersten

In der Nacht vom 26./27. März ist der langjährige Leiter des Bunker Ulmenwall verstorben.

Götz Adam war ein wichtiger Leiter des Bunkers in den Jahren 1973 bis 1981, auf dem ein Großteil des Status als inter- und nationaler Veranstaltungsort beruht. Seine Spürnase für Talente, die heute Legenden sind, war bewundernswert. Der Bunker zu den Zeiten von Götz und Monika Adam, so haben wir ihn im Gedächtnis: Lange Schlangen vor dem Eingang, ein rauchgeschwängerter Raum und eine damals für mich oft neue und aufregende Musik. In der Pause zwischen den drei Sets, die es damals noch gab, Anstehen für Bier und Schmalzbrote und viele angeregte Gespräche mit Bekannten und vielen Musikern, die sich nicht in der Garderobe versteckten. Was für eine Arbeit dahintersteckte, kann man sich heute kaum noch vorstellen in einer Zeit des Arbeitens im Home Office. Endlose Telefonate, Plakatieren in der Stadt und Abende, die oft erst am folgenden Morgen endeten. Götz hatte das Geschick und das Gespür, bereits existierende oder zukünftige große Stars nach Bielefeld zu locken.

So bleibt ein Konzert mit dem Pharoah Sanders Quartett unvergessen, damals das einzige in Europa nach einer langen Konzertabstinenz auf dieser Seite des Globus. Im überfüllten Bunker saßen Veranstalter und Journalisten aus dem ganzen Land. Unzählige Hochkaräter wie Hanns Dieter Hüsch, Hannes Wader, die Saxophonisten Archie Shepp , Dexter Gordon, Jan Gabarek und Joe Henderson, den Schlagzeuger Elvin Jones, den Gitariristen Joe Scofield, die Pianisten Mal Waldron, Dollar Brand und Irene Schweitzer oder den Vibraphonisten Gary Burton durften wir hier in den engen Räumen mit der einmaligen Atmosphäre hautnah erleben.

Götz gestaltete das Programm ohne Scheuklappen mit einem gesunden Pragmatismus. So konnten in einer Woche eine Dixielandband, ein Free Jazz Konzert, ein Folkabend und eine Autorenlesung stattfinden.

Und eine dieser Legenden, den Schlagzeuger Barry Altschul, holte er für zwei Abende im Oktober 1980 in den Bunker und genau dieser Barry Altschul, inzwischen 79 Jahre alt, gastiert mit seinem aktuellen Trio am 9. April 2022 wieder im Bunker Ulmenwall. Götz Adam kann nun nicht mehr persönlich dabei sein, aber wir halten ihm einen Logen- und Ehrenplatz mit guter Sicht auf die Bühne frei und sind in Gedanken bei ihm.

Götz und Monika Adam waren auch nach Gründung des Vereins unermüdliche Unterstützer in schwierigen Zeiten und häufige und gern gesehene Gäste bei Konzerten. Auch nach dem Tod seiner Frau traf man Götz weiterhin bei Konzerten, immer offen für neue Klänge, er genoss dabei ein Gläschen Calvados auf einem vom Tontechniker ausgeliehenen Stuhlkissen.

Sein feiner Humor und die vielen guten Gespräche über nicht nur Musik sondern alles, was das Leben lebenswert macht, werden uns nicht nur in wertvoller Erinnerung bleiben – sie werden uns in Zukunft fehlen.